Wann?

12.01.2024-14.01.2024

WO?

Polen

Was ist inklusive?
  • Gebühr Hide
  • Frühstück als Lunchpaket
  • Abendessen (ohne Getränke)
  • Übernachtung im Einzelzimmer im Hotel
  • Transfer Hotel-Hide
  • Fotografische Betreuung


Für wen geeignet?

Grundsätzlich für jeden, der ein paar Stunden sitzen kann.

Man sollte in der Lage sein, seine Ausrüstung ca 1,5km tragen zu können.
Den Tag verbringt man im Hide mit einer Behelfstoilette. Hier ist Liegen und Sitzen möglich. Hide wird beheizt.

Tagesablauf?
  • Morgens noch im Dunkeln zeitig raus, Anschließend Fahrt zum Hide (Fußweg ca 1,5 km)
  • Lunchpaket, gegen späten Nachmittag zurück, gemeinsames Abendessen
  • Top 1 Es wird angefüttert.
  • Top 2 Erwartet wird Seeadler, Kolkrabe, Nebelkrähe und Elster
  • Top 3 Möglich Fasan und div Singvögel
  • Top 4 ggf als Überraschung Fuchs, Wolf und Elch (alle mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit)
  • Top 5 Hide ist beheizt und mit einer einfachen Toilette ausgestattet


Zielobjekte?

Seeadler
Mäusebussard
Kolkrabe
Rabenkrähe
Elster
Rotwild, Fuchs und & Co. möglich

Anreise?

Eigene Anreise.
Evtl wird wieder ein Bus gemietet bei den alle mitfahren können.
Evtl Mitfahrer bei Günther möglich. Ein paar Plätze gibt es immer.
(Mitfahrer 10ct/km)

Preis?

590€

Seeadler in Polen

Auge in Auge mit dem König der Lüfte

Relativ kurzfristig haben wir uns entschieden im November eine Recherchereise nach Polen zu machen. Ziel waren die Hides von Marcin Nawrocki.
Und da es alleine nicht so viel Spaß macht, haben uns zwei Freunde begleitet. Monika und Thomas wollten sich das nicht entgehen lassen.
So ging es am Freitag gegen 5 Uhr morgens ins 1100km entfernte Kutno. Am Abend kamen wir in unserem Hotel an. Klein aber sehr fein mit angeschlossenen Gasthaus. Nach dem Bezug der sauberen Zimmer haben wir noch ein 3-Gänge Menü genossen.
Nach dem gemütlichen Beisammensitzen und Philosophieren, was uns wohl alles erwarten wird, begab man sich auf das durch und durch gemütliche Zimmer mit allen Basics die man sich wünscht. Sehr willkommen war mir persönlich der Wasserkocher, den ich direkt nachdem mich der Wecker morgens um 4:30 aus dem Schlaf geholt hat, angeschaltet habe um mir einen der angebotenen Tees in die Thermoskanne zu füllen. Startklar waren wir dann gegen 5 Uhr im Frühstücksraum und haben uns mit den bereitgestellten Aufschnittplatten noch einmal gestärkt und eine Brotzeit für den Ansitz fertig gemacht und eingepackt. Pünktlich um 5:30 Uhr hat uns dann Marcin mit seinem Kollegen in Empfang genommen, unser Gepäck verstaut und uns mit seinen SUVs Richtung Seeadlerhabitat gefahren. Nach einer halben Stunde Fahrt kamen wir an einem Parkplatz im Wald an und haben unsere Rucksäcke aufgeschnallt. Ab hier beginnt das Abenteuer. Mit Stirn- und Taschenlampen ausgerüstet, ging es für uns in Gummistiefeln entlang eines Waldpfades immer tiefer ins Gehölz. Der Weg war gut ausgetreten, hatte aber die ein oder andere matschige Passage. Gut ausgerüstet stellte das aber kein Problem dar und so kamen wir nach 1,5 km auf einer großen Lichtung an. Hier mal der Ruf eines Waldkauzes, dort das Krächzen der ersten Raben, welche uns bereits erwarteten. Langsam konnte man die ersten Eindrücke der Location erahnen. Der Nebel legte sich hier leicht über die hügelige Wiese, der Blick schweifte im Schein der Lampen immer weiter Richtung Horizont. In der allmählich einsetzenden Dämmerung waren ganz in der Ferne große Punkte in den Baumwipfeln zu erkennen. Sollten das etwa schon die Seeadler sein? Nach ein paar weiteren Schritten sahen wir am Rand der Lichtung links und rechts des Weges die verschiedenen Hides in einem rechten Winkel angeordnet. Wir bekamen für den ersten Tag eine der rechten Hütten zugewiesen, bekamen diese aufgesperrt und wechselten erstmal unser Schuhwerk, bevor wir sie betraten. Marcin schaltete uns sofort den Gasofen an und gab uns ein paar letzte Anweisungen, bevor er das Futter auslegte. Wichtig war es vor allem keinen Krach zu machen, die Kameras zügig auf die bereitgestellten Stativplatten zu schrauben und die Objektive durch die Scharten in Position zu bringen, damit wir schnell die Lampen und Displays ausschalten konnten, um keine Störungen des Lebensraumes zu verursachen. Gesagt, getan und somit hieß es warten, bis der Tag langsam anbrach. Auch wenn das Wetter ihn nicht wirklich sichtbar machte, tauchten trotzdem wie bestellt punktgenau zu Sonnenaufgang die ersten Raben auf der Freifläche auf und begutachteten das herumliegende Aas. Sobald die ersten Vögel begannen zu fressen, vermehrte sich deren Anzahl rasch auf ca. 30 Tiere. Sie waren so sehr in ihre Interaktionen und die Nahrungsverwertung vertieft, dass man sich sicher sein konnte die Vögel in keinster Weise zu irritieren. Und wie aus dem Nichts hörte man im off mächtige Flügelschläge herannahen und der erste Schatten zog über den Rabenschwarm hinweg. Diese Sicherheit übertrug sich offenbar somit auch auf die Seeadler und eine dieser Riesenkreaturen platzte mit einem Schlag inmitten der lustigen Rabenparty hinein. Er saß zwischen den ganzen schwarzen schimpfenden Vögeln, zog seine Schultern hoch, breitete seine Schwingen aus und riss den Schnabel auf als wollte er schreien: HIER BIN ICH! WAS WOLLT IHR? Was dann aus dem Schnabel heraus kam war dann eher so: HEY IHR LIEBEN, GEBT IHR MIR AUCH WAS AB? ALSO WENNS KEINE UMSTÄNDE MACHT?! Tatsächlich erwartet man von so einem mächtigen Vogel auch ein mächtiges Organ. Klingt aber eher nach Wachtel. Nichtsdestotrotz erstarrt man beim ersten Anblick dieser weit ausgebreiteten Schwingen, welche wohl locker einen Smart umgreifen könnten. Es dauerte nicht lange, bis sich weitere Adler hinzugesellten und sich auf die Fleischbrocken verteilten. Bis dann mit dem 4. Adler mehr Prädatoren vor Ort waren, als Wildkadaver. Dieser landete zuerst weiter entfernt auf einem Bodennahen Ansitzast, welcher sich super ansehnlich in die Landschaft einfügt. Er beobachtete eine Weile die Situation, wählte sich dann einen der Fleischbrocken aus, steuerte den daran zehrenden Artgenossen an und stürzte mit den Krallen voraus in diesen hinein! Was für ein Gefetze!!! Diese spektakulären Situationen häuften sich von Mal zu Mal, bis wir schließlich an diesem Tag bis zu 10 Adler gleichzeitig zählen konnten. Unfassbar. Welche Aura diesen Ort umgab. Und wie nah dieses Spektakel direkt vor den eigenen Augen passierte. Neben den Scharten in Sitzhöhe, welche man bequem auf Campingstühlen zum Fotografieren benutzen konnte, gab es auch unterhalb dieser, auf Bodenniveau, weitere Scharten, durch welche man auf Matratzen liegend Fotos machen konnte. Zusätzlich gab es mit Plexiglas versehene Sichtfenster zur direkten Beobachtung der Szenerie. Trotz der Heizung war es allerdings am Boden deutlich zu spüren, dass sich hier die Kälte sammelt und man ab und zu zum Aufwärmen aufstehen sollte. Im Winter ist deshalb eine gut isolierte Bekleidung im wahrsten Sinne WÄRMSTENS zu empfehlen! Deshalb war auch der vorbereitete Tee eine willkommene Wärmequelle, wenn die Finger mal etwas kälter wurden. Wobei wir hier noch bei einer wichtigen Angelegenheit wären: der Tee will ja irgendwann mal wieder raus… hierfür hat jede Hütte einen eigenen kleinen abschließbaren Raum. Für die Notdurft steht dort ein Eimer mit einem aufgelegten Sitz bereit. Also sehr minimalistisch ausgestattet, aber es erfüllt seinen Zweck. Die Hütte darf nämlich in keinem Fall verlassen werden! Nicht solange die Vögel das Futter aufgefressen und die Lichtung verlassen haben. In der Regel passiert dies zwischen 14 und 15 Uhr und bis dahin ist es durchaus machbar den ein oder anderen Toilettengang zu steuern, wenn man darauf bedacht ist. Fotografisch ist man hier mit 400mm Brennweite am allerbesten bedient. Die Adler werden gerade in den Kampfszenen so schnell formatfüllend, dass bei 600mm oft die Spitzen der Flügel vom Bildrand angeschnitten werden. Auch ein 200-600mm Zoom hat hier seine Stärken, da man durch die bodennahe Perspektive trotzdem gut freistellen kann und auch entferntere Spots wie die Ansitzäste super in Szene setzen kann. Bei schlechtem Licht spielt natürlich die ISO eine große Rolle, da man für scharfe Bewegtaufnahmen bis in die Flügelspitzen nicht unter eine Verschlusszeit unter 1/3200sec gehen sollte. Eine weitere unterhaltsame Szene ist , zu beobachten, wie die Raben sich Taktiken zurecht legen, um die Adler zu ärgern und vom Fressen zu vertreiben. Sie versammeln sich zu 2-5 Tieren um einen fressenden Adler und zupfen ständig an dessen Schwanzfedern, bis er sich umdreht, um sich zu wehren und somit schon wieder dem nächsten Raben die Schwanzfedern zum Zupfen entgegenstreckt. Das geht so lange reihum bis der Adler entnervt abhaut. Clevere Vögel, wie wir wissen. Was haben wir gelacht! Generell kam nie ein Funken Langeweile auf. Die Mischung aus spannender Fotografie, der Liebe zur Natur und Beisammensein unter Gleichgesinnten machte diesen Trip wieder einmal eher zu einem Familienausflug, als zu einem Workshop. Ich liebe das Prinzip: UNTERWEGS MIT FREUNDEN! Nachdem das Futter verputzt war und die Vögel von dannen gezogen waren, bekamen wir per Messenger das GO zum Verlassen der Hütte und zur Rückkehr zum Parkplatz. Wir packten also unser Equipment und die Abfälle zusammen, entleerten den Notdurfteimer und gingen raus. Das erste mal kommten wir nun bei Tageslicht einen Rundumblick über das gesamte Areal erhaschen. Unberührte Natur, die unter anderem auch Wolf, Fuchs, Elch, Fasan, Kranich und viele mehr beherbergt. Nach abermals 30min Fußmarsch wurden wir wieder am Waldparkplatz aufgesammelt und ins Hotel gefahren. Am zweiten Tag stand die selbe Timeline auf dem Zettel, wobei die hier angegebenen Zeiten natürlich stark von den Jahreszeiten abhängig sind. Diesmal haben wir eine der Hütten auf der linken Seite bekommen. Das hieß: neue Ausrichtung des Blickwinkels. Neue Perspektive, neue Möglichkeiten. Während am ersten Tag noch Fotos von der Seite und auf den Ansitzästen sich am meisten anboten, waren hier Fotos im Frontalanflug vom Ruhebaum der Adler das absolute Highlight. Der Tag war gezeichnet von besonders intensiven Kampfszenen und das obwohl wir anfangs ein wenig Panik hatten, dass wir an diesem Tag gar keine Adler zu Gesicht bekommen. Zunächst landeten in der Früh, wie üblich, die Krähen zuerst und bearbeiteten den noch gefrorenen Kadaver. Plötzlich flogen diese aus heiterem Himmel allesamt davon und mit ihnen auch die Adler, die bereits wieder in den Baumspitzen warteten. Somit verging Sekunde um Sekunde, Minute um Minute und Stunde um Stunde bis der erste Rabe wieder gegen 10:00 Uhr landete und wir letztendlich mit jedem Vogel, der folgte, für unsere Geduld belohnt wurden und abermals unglaubliche Momente beobachten durften. THATS WILDLIFE!
Nach der Rückkehr am Sonntag, haben wir unsere Sachen im Auto verstaut um im Anschluss sofort zurück zu fahren. Einmal quer durch Polen und Deutschland bei Nacht. In den Morgenstunden kamen wir wieder in München an.
Fazit?
Wer einmal diese majestätischen Vögel näher sehen will muss quasi mal zu Marcin. Es ist ein einmaliges Erlebnis die Seeadler einen ganzen Tag beobachten zu dürfen. Dies bietet halt nur ein Hide, da man so für die Vögel quasi unsichtbar ist.
Und als Zugabe bekommt man Kolkraben, die einem den Tag mit ihren Späßen versüßen. Ein rundum gelungener Ausflug.